Wir begrüßen Sie zum Lehrvideo Untersuchung des Kniegelenks. In diesem Video zeigen wir Ihnen,
wie Sie strukturiert das größte Gelenk des menschlichen Körpers untersuchen können.
Für allgemeine Grundlagen verweisen wir auf das Lehrvideo Basics der orthopädischen und
unverchirurgischen Untersuchung. Wie auch bei den anderen Gelenken gliedert sich die Untersuchung
des Kniegelenks in Detailschritte, Inspektion, Palpation, Funktionsprüfung, Bewegungsumfänge
und Tests. Bei der Inspektion achten wir darauf, wie flüssig der Patient sich entkleiden kann und ob
er Schonhaltungen einnimmt. Weiterhin achten wir auf die Beinachsen. Liegt ein O-Bein, Varus oder
ein X-Bein, Walgus vor. Ein Weckenschiefstand kann Hinweise auf eine funktionelle oder strukturelle
Beinverkürzung sein. Beim liegenden Patienten achten wir auf Narben, Kontrakturen oder Deformitäten,
aber auch auf Wunden oder Entzündungszeichen wie zum Beispiel Rötung oder Schwellung. Bei
chronischen Prozessen können auch Atrophien der Muskulatur eingetreten sein, die oft erst
durch einen Vergleich mit der Gegenseite auffallen. Nun erfolgt die Betastung der Kniegelenke. Dabei
kann eine sogenannte tanzende Patella auf einen zunächst äußerlich nicht sichtbaren Gelenkerguss
Hinweise geben. Dazu streicht man mit der einen Hand den oberen Rezessus aus und tastet mit der
anderen Hand auf die Patella, die dann bei Erguss hier runter zu spielen beginnt. Im Anschluss werden
unter anderem der mediale und laterale Gelenkspalt auf Druckschmerz oder gar Krepitationen betastet.
Schließlich folgt die Funktionsprüfung, die sich wiederum in die passive und aktive Bewegungsprüfung
sowie spezifische Funktionstests gliedert. Der Bewegungsumfang des Kniegelenks beträgt
üblicherweise in Extension, Flexion 5, 0, 140 Grad. Zur Testung der Minisken bietet sich der Steinmann-1-Test an.
Dabei wird mit der einen Hand das gebeugte Kniegelenk fixiert, mit der anderen Hand werden
Rotationsbewegungen am Unterschenkel durchgeführt. Schmerzen medial bei Außenrotation sprechen für
einen Innenminiskusleiden. Der verletzte Außenminiskus lässt sich hingegen bei forcierter Innenrotation
provozieren. Beim Steinmann-2-Test wird der Gelenkspalt palpiert und das Kniegelenk gebeugt.
Das Zeichen ist positiv, wenn der Schmerz dabei nach Dorsal wandert.
Der Pire-Test ist ein gängiger Innenminiskustest. Dabei wird die Viererposition eingenommen und
Druck auf das außenrotierte gebeugte Kniegelenk ausgeübt. Es wird nun das Knie auf 20 Grad flektiert.
Die Tibia wird nach vorne verschoben, während der Oberschenkel fixiert wird. Bei kräftigem
Oberschenkel des Patienten oder kleinen Händen des Untersuchers kann man für den Lachmann-Test auch
das eigene Bein als Widerlager nutzen. Weicher oder fehlender Anschlag sprechen für eine Ruptur.
Für den sogenannten Schubladentest wird das Bein in der Hüfte gebeugt und das Kniegelenk auf 90
Grad flektiert. Man kann nun auch, neben der vorderen Translationsbewegung, die sogenannte
hintere Schublade testen. Wichtig ist, dass nur dann von einer positiven vorderen Schublade auszugehen
ist, wenn eine Ruptur des hinteren Kreuzbandes ausgeschlossen ist. Das lässt sich testen,
indem man die Tibia bei beidseits 90 Grad gebeugten Hüftgelenken durchhängen lässt.
Man nennt diesen Test auch Posterior-Seg sein. Ein weiterer Test für das vordere Kreuzband ist
der Pivot-Shift-Test. Man möchte dabei eine Subluxation der Tibia provozieren, indem man
das zunächst noch gestreckte Kniegelenk unter Walgostress und leichter Innenrotation leicht
beugt. Ab etwa 30 Grad Beugung kommt es bei rupturierten vorderen Kreuzband zur plötzlichen
Reposition des subluxierten Knies, bedingt durch den Zug des Traktus iliotibialis. Schließlich
testen wir den Seitenbandapparat. Dies sollte nicht nur bei gestrecktem, sondern auch bei 20
Grad gebeugtem Kniegelenk erfolgen. Grund hierfür ist, dass bei gestrecktem Kniegelenk ein Aufklappen
durch ein intaktes hinteres Kreuzband- und Kapselbandapparat eingeschränkt wird. Durch
die leichte Flexion entspannen sich diese dorsalen Strukturen. Nachdem Sie nun die Untersuchung des
Kniegelenks kennengelernt haben, laden wir Sie herzlich ein, sich auch die anderen Videos
zur Untersuchung des Bewegungsapparates anzusehen.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:05:48 Min
Aufnahmedatum
2020-05-21
Hochgeladen am
2020-06-02 12:04:14
Sprache
de-DE